Botanik
Der Waldmeister gehört der Pflanzenfamilie der Rötegewächse (Rubiaceae) - auch Labkräuter genannt - an. Er ist eng verwandt mit dem Echten Labkraut (Galium verum) und dem Wiesen-Labkraut (Galium mollugo). Um den vierkantigen dünnen, aber festen, unverzweigten Stängel, der 10-40 cm hoch werden kann, gruppieren sich die Blattwirtel, die aus 6-10 einzelnen länglich-lanzettlichen Blättern bestehen. Die kleinen, weißen Blüten bilden eine endständige Trugdolde. Beim Zerreiben verströmt die Pflanze den typischen Waldmeisterduft. Der Waldmeister blüht je nach Witterung im April und Mai. Er vermehrt sich hauptsächlich durch Wurzelausläufer. An ihm zusagenden Standorten kann er ausgedehnte dichte Teppiche bilden. Beheimatet ist der Waldmeister in Nord- und Mitteleuropa, kommt aber auch in Italien, auf dem Balkan und in Nordafrika vor. Wie es der Name schon aussagt, lebt der Waldmeister hauptsächlich in Wäldern, und zwar in Laubwäldern. In Baden-Württemberg ist er vor allem in Buchenwäldern zuhause.
Heilwirkung
Dem Waldmeister werden beruhigende, schlaffördernde Eigenschaften zugesprochen. Er ist zudem manchen Teemischungen gegen krampfartige Zustände und gegen Darmstörungen beigegeben. Vorsicht: In sehr hohen Dosen verkehren sich die positiven Wirkungen ins Gegenteil.
In der Küche
Wer kennt nicht den Waldmeistergeschmack in Süßigkeiten und Erfrischungsgetränken? Dieses Aroma von fertig gekauften Nahrungsmitteln und Getränken ist aber zumeist synthetisch hergestellt. Schon eher findet die Pflanze selbst Verwendung in der „Maibowle“, in der sie eine Mischung aus Weißwein und Zucker, manchmal auch mit Sekt aufgegossen, aromatisiert. Selbstverständlich kann man auch gut schmeckende Erfrischungsgetränke ohne Alkohol mit dem Waldmeister verfeinern. Im Dessert entfaltet er ebenfalls seine Wirkung. Verantwortlich für den typischen „Waldmeisterduft“ ist das Cumarin, das beim Trocknen aus dem in der Pflanze enthaltenen Cumaringlykosid abgespalten wird. Dieser Duft begegnet uns im Sommer wieder, wenn auf den Wiesen Heu gemacht wird. Grund dafür ist das auf den Wiesen weit verbreitete Ruchgras, aus dem beim Trocknen ebenfalls Cumarin entströmt. Ebenso wie bei der Verwendung zu Heilzwecken muss man auch in der Küche mit dem Waldmeister Vorsicht walten lassen. Ein Zuviel kann Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. Schwangere sollten auf die Verwendung des Waldmeisters ganz verzichten. Bezüglich der Aromatisierung von Getränken und Nahrungsmitteln mit Cumarin gibt es für die Lebensmittelindustrie gesetzliche Begrenzungen. Die Waldmeister-Aromatisierung von Getränken und Süßwaren, die hauptsächlich von Kindern konsumiert werden, ist gänzlich verboten.
Insekten
Der Waldmeister wird von Fliegen bestäubt. Er ist – zusammen mit anderen Labkräutern eine wichtige Raupenfutterpflanze für verschiedene Nachtfalterarten.
Im Kräutergarten
Wir haben den Waldmeister in einem Areal unter dem Holunder angesiedelt. Er ist dort bisher noch nicht sehr wuchsfreudig, hat aber inzwischen mehrere kleine Bestände aufgebaut.
Verwendete Literatur
Sebald/Seybold/Philippi/Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 5; Verlag Eugen Ulmer, 1996
Mannfried Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen, Verlag Gräfe und Unzer, 1979
Rudi Beiser: Unsere essbaren Wildpflanzen; Franck-Kosmos Verlags-GmbH, 2014
Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldmeister , aufgerufen am 16.05.2021